Spielfilm und Song zur Wiesbadener Sage über die Blutlinde in Frauenstein.
Nach der Aufführung am 12. November im Kino Caligari ist der Film hier:
https://youtu.be/ZgIYsPM3bEo
Wir sind ein “buntes” Team der letzten Hauptschule Hessens, aus Schülern der Klasse 9 und der Schulband , die schon immer hier sind, als Flüchtlinge aus verschiedensten Ländern zu uns kamen, oder im Rahmen der Inklusion unsere Schule besuchen. Die Schulband nimmt dieses Jahr auch in zwei weiteren Kategorien an Leonardo teil (Stadt-Ideen: Wiesbaden-Rhein-Romantik – und Soziales & Inklusion: Your Story) und komponiert hierfür insgesamt 8 Songs!
Der Anfang unseres Filmes entspricht der Realität. Tatsächlich waren wir auf der Suche nach einem Referat über ein Wiesbadener Thema und stießen bei der Suche im Internet auf die Sage der Blutlinde aus Wiesbaden-Frauenstein.
Originaltext:
In der Nähe Wiesbadens steht bei der Burg Frauenstein eine riesige Linde, von der die Sage geht, daß einst an ihrer Stelle sich Trauriges ereignet habe.
Ein Fräulein liebte einen ihr nicht ebenbürtigen Jüngling und sah ihn oft, indem sie abends noch außerhalb der Burgfeste lustwandelte, an einem traulich schattigen Plätzchen nahe der Burgmauer.
Da nahm ihr harter und stolzer Vater diese Zusammenkünfte wahr, zürnte heftig, überraschte die Liebenden und erschlug den Geliebten mit eigener Hand.
Die Tochter brach jammernd einen jungen Lindenschoß, steckte ihn durch das rinnende Blut ihres Geliebten in den Boden und sprach zu ihrem Vater nie wieder ein Wort.
Täglich weinte sie um ihren erschlagenen Geliebten, der Lindenschoß aber schlug Wurzeln und trieb und ward ein Baum, und solange die trauernde Liebende lebte und weinte, so lange floß Blut aus des Lindenbaumes Gezweig, so jemand ein Blatt oder einen Ast abriß (gekürzt nach http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/hessen
/blutlinde.html)
Wie auch im Anfang des Filmes zu sehen, fuhren wir nach Frauenstein und schauten uns den Baum an.
Wir dachten es wäre cool einen Film dazu zu drehen. Wir fragten über unseren Lehrer Olli Back die Filmemacher Reiner Krausz und Christoph Schuch, die schon einmal an unserer Schule ein Fotoprojekt begleiteten, ob sie uns eine Einführung zum Filmemachen geben könnten. Schnell war klar, dass wir dazu eine Menge Dinge brauchten, die wir noch nicht hatten und dass dies auch eine Menge Geld kosten könnte.
Reiner und Christoph machten einen Workshop mit uns zum Drehbuch-Schreiben sowie erste Kamera-Versuche und nach der Kalkulation der Gelder beantragten wir Zuschüsse vom Kulturfonds Rhein-Main, die wir auch bewilligt bekamen.
Nun gings ans Drehbuch schreiben. Dauerte länger als wir dachten. Nicht nur die Handlung selbst, sondern auch die Dialoge, genaue Ortsbeschreibungen, Kameraeinstellungen und so mussten da ja rein, damit später beim Drehen alles klar ist. Irgendwann war es aber fertig. Die Handlung des Films:
Für ein Schul-Referat begeben sich Wendy, ihr Freund Boris und weitere Klassenkameraden zur Frauensteiner Blutlinde, die der Sage nach aus der Blutlache eines erstochenen Liebhabers erwuchs. Auf dem Weg dorthin stellt sich Wendy immer wieder Szenen aus der Sage vor, während die Gruppe von einer mysteriösen Gestalt verfolgt wird. Als sie sich in Frauenstein trennen um Fotos für das Referat zu machen, tritt der Verfolger zu Wendy und warnt sie, denn die Sage sei immer noch aktuell und Liebespaare dort immer noch in Gefahr. Kurz darauf ist Wendys Freund plötzlich verschwunden ….
Die Schulband der Eschenbachschule hat für den Film den Titelsong Blutlinde getextet, komponiert und eingespielt. Die Aufnahme entstand nicht im Tonstudio, dazu hatten wir kein Geld mehr, sondern im Musikraum der Schule. Wir sagten der Band aber gleich, dass wir einzelne Tonspuren der einzelnen Instrumente wollten, um vielleicht später passende Teile unter den Filmton zu legen.
Nachdem wir einfach einen Haufen Schlagwörter sammelten, die in der Sage vorkommen und zu diesen noch passende Reimwörter suchten, entstand der Text recht schnell:
Man erschlug deine Liebe in dunkler Stund
Blut und Tränen auf irden´ Grund
Den Ast einer Linde in die Laache gesteckt
Hat das Holz zum Leben erweckt
Blutlinde
Ein Baum gewachsen aus seinem Blut
Hält eure Liebe am Leben, erhält die Glut
Er erscheint dir nicht mehr nur im Traum
Seine Seele und Liebe leben im Baum
Blutlinde
Und wird gebrochen einer der Triebe
Tropft Blut aus dem Bruch, denn sie lebt eure Liebe
Die Blutlinde wuchs aus Blut und Staub
Für jeden Kuss ein Herzblatt in ihrem Laub
Blutlinde
Dann gings los. Wir hatten eine Woche (Projektwoche) Zeit, alles zu drehen. Eigentlich wollten wir jeden Tag so um die 5-6 Stunden machen, merkten aber sofort, dass das nicht ausreicht und so wurden es bis zu 9 Stunden täglich. Szenen mussten immer und immer wieder wiederholt werden. Mal hat´s mit dem Schauspielern nicht geklappt, dann hatten plötzlich Klamotten gefehlt (die Spieler mussten ja immer die gleichen Klamotten tragen, weil alles an einem Tag spielen sollte), oder der Ton fiel aus, oder es fuhren zu laute Autos im Hintergrund, oder, oder, oder … . Eine Szene wollten wir im Eswe-Bus drehen, bekamen hierfür aber zu spät die Genehmigung, also musste wir das Drehbuch ändern. Dann beschwerten sich plötzlich Passanten, dass sie im Hintergrund unseres Bildes mitgefilmt wurden und verlangten die sofortige Löschung der Szene. Glücklicherweise hat aber das Wetter immer mitgespielt und uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht.
Nachdem alles fertig und geschnitten war, der Ton stimmte, der Song untergelegt war und passende Instrumentalteile aus dem Song an den richtigen Stellen eingefügt waren, sollte der Film ja natürlich auch gezeigt werden.
Als wir die ersten Drehs am Schlachthof machten, dachten wir auch schon darüber nach, wo wir so etwas machen könnten. Nebenan ist ja das Murnau-Filmtheater. Die wollten aber richtig Geld. Plötzlich kam Gerhard Schulz, der Leiter des Schlachthofs auf das Gelände und wir fragten ihn ganz spontan, ob wir den Film, wenn er fertig wäre, denn dort im Schlachthof zeigen könnten. Und genauso spontan sagte er zu. Toll! Das hatte uns sehr gefreut.
Ohne Werbung geht nichts. Wir brauchten also auch ein Logo/Plakat für den Film. Lindenblätter sind herzförmig. Ein Herz ist ein starkes Symbol für ein Logo. Also machten wir ein blutendes herzförmiges Lindenblatt als Logo und Motiv für Plakate.
Erstmals wurde der Film dann also im 60/40 des Schlachthof Wiesbaden gezeigt. Leider lag dann das Frauensteiner Burgfest ganz knapp nach den Ferien. Es freute uns sehr, dass wir das Angebot hatten, den Film Samstag abends als Vorprogramm zum Auftritt der Rockband Mallett im großen Festzelt zu zeigen. Es war aber alles leider etwas zu knapp und wir bekamen es nicht hin, passende Leinwand und Beamer zu organisieren. Wir haben aber die Zusage, den Film nächstes Jahr beim Burgest zeigen zu dürfen!
Am 12. November lief Blutlinde im Rahmen des Exground-Youth-Festivals im 480 Leute fassenden Kino Caligari!
War aufregend, den eigenen Film mit der eigenen Musik auf großer Leinwand in so einem großen vollen Kino zu sehen!
Wir verzogen uns in die letzten Reihen und freuten uns über den Besuch der Prominenz in der ersten Reihe (Sven Gerich, Rose Lore Scholz, Christoph Manjura, Christiane Hinninger – Bild von Otmar Schick).
Vielen Dank an “Exground on Screen” und Kino Caligari!
Wir bekamen viele begeisterte und positive Kritiken – das hat uns sehr gefreut. Besonders die eigene Musik zum Film wurde oft erwähnt. Der Song kam sehr gut an. An manchen Stellen sei der Film aber etwas zu lang, hörten wir auch. Aber dafür ist Kritik ja da, dass man etwas daraus lernt. Haben wir uns zu Herzen genommen und den Film von 18 Minuten auf 12 Minuten gekürzt. Ja, doch, so gefällt er uns auch besser 😉
Außerdem machen wir auch außerhalb Wiesbadens Werbung für unsere Stadt. Am 24. November zeigten wir die Frauensteiner Blutlinde im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt, wozu wir auch Frankfurter Schulklassen eingeladen hatten.
Unsere Musik zum Film, der Song “Blutlinde” lief am 10. Dezember in der Local-Music-Radio-Show bei Radio Rheinwelle, wo Sängerin Kerstin auch live im Studio war, und ein bißchen was dazu erzählen konnte.
Vom 8. bis 19, Mai 2017 haben wir eine Ausstellung im Rathaus Wiesbaden, wo ein Querschnitt all unserer Wiesbaden-Projekte der letzten Jahre gezeigt wird. Wir denken, dass der Film hier auch wieder mehrmals gezeigt werden kann. Die Möglichkeit hat uns Dr. Thomas Weichel von der Stabsstelle Wiesbadener Identität beschafft, nachdem wir ihn besuchten und ihm all unsere Wiesbaden-Projekte vorstellten.
Klasse: 9b & Schulband
Teamsprecher/-in: Elham Karimi
Lehrer: Olli Back
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.